Zur Produktion

Hans Joachim Herwald im Rabbit Studio, wo "Scotland Yard" aufgenommen wurde. (c) 2015 by Playtaste
Hans Joachim Herwald im Rabbit Studio, wo "Scotland Yard" aufgenommen wurde. (c) 2015 by Playtaste

Nachdem sich Karussell – Chef Werner Klose 1983 die Rechte an der Marke „Scotland Yard“ explizit zur Produktion von Hörspielen hatte sichern lassen, erhielt Herwald den Auftrag der Realisation.  In einem Interview mit dem Fachmagazin „Playtaste“  (Ausgabe 8/2015) erläuterte Herwald hierzu:

„Kurz nachdem Werner Klose die Lizenzen von Ravensburger erworben hatte, lag das Spiel auf meinem Schreibtisch, und ich war herausgefordert eine ganze Hörspielserie daraus zu erschaffen“

 

Autor Wolfgang  Pauls und  H.J. Herwald entwickelten zunächst  ein grundsätzliches Handlungsgerüst für die Serie. 


Der Verlag hatte die Vorgabe gemacht, dass die Mechanismen und typischen Merkmale des Brettspiels in der Handlung im Sinne eines Wiedererkennungseffekts gespiegelt sein sollten. Die Folgen sollten also in London spielen und um Verfolgungsjagden mit öffentlichen Verkehrsmitteln kreisen. Figuren und konkrete Geschichten schuf dann Wolfgang Pauls.

Die fertigen Hörspielskripte mussten dann offenbar immer noch durch den Ravensburger Spielverlag genehmigt werden  - was sie, wen wundert’s, auch wurden.

 

Pauls war selbst nicht in London recherchierte aber außerordentlich genau, denn die Geographie der Stadt, bis hin zur detaillierten Beschreibung von Orten,  und die Schilderung des täglichen Lebens im England der 80iger stimmten perfekt.

„Ich habe mal Post von Kindern bekommen, die mir schrieben, dass sie in London die Craven Road besucht hätten, in der Inspektor Macintosh wohnt. Allerdings würde da mittlerweile jemand anderes wohnen“ beschreibt Herwald augenzwinkernd die Wirkung dieser Bemühungen auf die jungen Hörer.

 

Wie es dann zur entscheidenden Besetzung von Freddy Quinn als Inspector Macintosh (zugleich Erzähler) kam, beschreibt H.J. Herwald in der Fragebox von www.hoerspiel-freunde.de so:

 

„Die Idee, Freddy Quinn als Mac Macintosh zu besetzen, kam ziemlich urplötzlich, als ich mich mit dem damaligen Chef von Karussell - Werner Klose - über die Produktion und Besetzung von Scotland Yard unterhielt. Es öffnete sich nämlich plötzlich die Tür zu seinem Büro und herein trat: Freddy Quinn, der mit Herrn Klose befreundet war und nur mal kurz vorbeischauen wollte. Na ja - Freddy Quinn hörte von der geplanten "Scotland-Yard" Produktion, und dass wir da noch den Inspector suchten. " Den sprech ich euch!" - war sein kurzer Kommentar, nachdem er einen Blick in's Manuskript geworfen hatte. Und so ward Inspector Mac Macintosh geboren.“

 

Wie immer bei Produktionen dieser Größenordnung, holte sich der Vollprofi Herwald zusätzliche Unterstützung, in diesem Fall Schauspieler und Sprecher Lothar Zibell. Ein Hauptgrund war die Zahl der Mitwirkenden. Im Interview erklärt Herwald „Teilweise waren das um die 15 Leute an 8 Mikrofonen, und da ist es nahezu unmöglich den Ablauf der Aufnahmen komplett alleine zu überwachen“

Bei Herwald wurden und werden zudem die Sprecher nicht, wie heute oft üblich, einzeln, sondern, mit Ausnahme des Erzählers, gemeinsam im Ensemble und zwar vor dem Mikro stehend , mit vollem Körpereinsatz, aufgenommen. Dadurch ist eine Chemie und Lebendigkeit im Zusammenspiel möglich, die andere Studios nicht ohne Weiteres erreichen können. „Glaubhafte Emotionen“ so Herwald „entstehen oft am besten im Dialog und im Stehen. Da darf und soll mit Händen und Füßen gespielt werden.“

 

Was den Einsatz von Geräuscheffekten betrifft, die für ein Hörspiel unverzichtbar sind, setzt Herwald heute wie damals auf einen Mix:  Bei Geräuschen die authentisch wirken müssen, wie z.B. Schritten, greift er nicht auf unüberzeugende klangverfälschende Konserven zurück, sondern nimmt sie jedesmal extra auf, passend zu Figur und Situation. Daher auch die unglaublich echt wirkenden Bewegungsgeräusche bei „Scotland Yard“, bei denen man nie das Gefühl hat Loops zu hören. Für Größere Effekte verfügt er dann über ein gut bestücktes Tonarchiv.

 

Über die Arbeitsatmosphäre sagt Herwald „Zum Einen ist Humor immer eine gute Sache und zum Anderen ist mir ein gutes Vertrauensverhältnis stets wichtig gewesen“  Kindern etwa, habe er stets sofort als Einstieg das Du angeboten (einem Interview mit Christian Stark zufolge wurde er dann verkürzt „Achim“ genannt) um eine persönlichere Ebene zu erschließen. Nur sehr selten habe er Grenzen aufzeigen müssen.

 

„Vor kurzem war noch Alexandra Doerk  (die Alexandra aus `Kolumbus &Sohn´) bei mir im Studio“ so Herwald im Interview von 2015 „Mit ihr habe ich schon zusammengearbeitet als sie gerade einmal 5  Jahre alt war. Selbst heute mit über vierzig Jahren erinnert sie sich immer noch gerne an die damalige Zeit, an den Spaß den wir ständig im Studio hatten und wie sehr die Arbeit sie bis heute nachhaltig geprägt hat. Das resultierte letztendlich vor allem aus der guten Stimmung heraus, die mir bis heute sehr wichtig ist.“

 

 

Die Informationen zu diesem Kapitel stammen größtenteils aus einem Bericht über H.J. Herwald in Ausgabe 8/15 des dringend zu empfehlenden Fachmagazins „Playtaste“ (kostenlos, nur online zugänglich).  Ebenso zu empfehlen ist der VOLLSTÄNDIGE Bericht  der hier nachgelesen werden kann: http://www.playtaste.de/download/PLAYtaste08.pdf